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Möchten Sie Ihre Stimmung verbessern und Ihr Leben verändern? Folgen Sie dem Beispiel der glücklichsten Länder der Welt und sagen Sie nein zu Ihrem langen täglichen Arbeitsweg, sagt Hannah Hudson.
Wie viel Lebenszeit verbringen Sie mit Pendeln zum Arbeitsplatz? Haben Sie sich jemals hingesetzt und es tatsächlich ausgerechnet?
Falls Sie in den USA leben, die mit 25 Minuten pro einfachem Arbeitsweg die zehntlängste durchschnittliche Pendelzeit der Welt aufweisen,(10) verbringen Sie in einem typischen Jahr acht komplette 24-Stunden-Tage damit, zur Arbeit und zurück zu gelangen.
Falls Ihr Arbeitsweg 28 Minuten beträgt, dem Durchschnittswert für Großbritannien,(2) dann vergeuden Sie neun 24-Stunden-Tage oder 13.216 Minuten. Stellt man dies in Bezug zum herkömmlichen Acht-Stunden-Arbeitstag, so kann der Zeitaufwand für den Arbeitsweg länger sein als der erlaubte Jahresurlaub – 27 im Gegensatz zu 25 Tagen.(3)
Und wenn Sie in Südkorea leben – wo die Arbeitnehmer mit 74 Minuten pro einfacher Fahrt den längsten Arbeitsweg der Welt haben – dann verbringen Sie satte 37.148 Minuten pro Jahr mit der Fahrt zwischen Wohnung und Büro – das entspricht 25 Tagen und 19 Stunden. Wenn man bedenkt, dass Südkoreaner im Durchschnitt lediglich 10 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr nehmen, so scheint das Verhältnis ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.
Leider sieht es so aus, als würden sich die Pendelzeiten noch weiter verschlimmern. In Großbritannien nimmt der Arbeitsweg jetzt täglich fünf Minuten mehr in Anspruch als vor zehn Jahren – was jährlich 20 zusätzlichen Stunden auf verstopften Straßen und in überfüllten Zügen entspricht.(5)
In den USA ist die durchschnittliche Pendelzeit um 20 Prozent länger als früher. Nach Angaben der amerikanischen Statistikbehörde nimmt der Arbeitsweg nun durchschnittlich 26 Minuten in Anspruch. Das ist der längste Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnung dieser Daten im Jahr 1980.(6)
Es ist vermutlich wenig verwunderlich, dass Pendeln uns unglücklich macht. Das britische Amt für Statistik hat herausgefunden, dass „Pendler eine geringere Lebenszufriedenheit und ein weniger ausgeprägtes Gefühl, dass ihre täglichen Aktivitäten sich lohnen, haben und zudem weniger glücklich und ängstlicher sind als Nicht-Pendler“.(7) Tatsächlich nehmen die Glücksgefühle mit jeder weiteren Reiseminute ab, wenn die Fahrt länger als eine Stunde dauert.(8)
Welche anderen Wege gibt es?
Was würde passieren, wenn wir nicht mehr pendeln würden?
Die Auswirkungen wären gigantisch, schreibt Reporter Christopher Ingram in der Washington Post.(9) „Betrachten wir den Transformationseffekt [der entsteht, wenn wir den Menschen die Zeit zurückgeben, die sie für ihren Arbeitsweg aufwenden]. Und dann multiplizieren Sie diese Zeitersparnis von zwei Stunden mit den 250 Arbeitstagen eines typischen Jahres – das ergibt 500 zusätzliche Stunden pro Jahr. Multiplizieren Sie das wiederum mit 3,6 Millionen Arbeitnehmern und Sie kommen auf etwa 1,8 Milliarden Personenstunden potenzieller Produktivität, die in die Wirtschaft zurückfließen. Das entspricht 900.000 Vollzeitstellen.“
Er fügt hinzu: „Gibt man einer Person nun zwei freie Stunden, so wird sie diese wahrscheinlich nicht mit Arbeit verbringen. Sie wird fernsehen, Candy Crush spielen, mit ihren Freunden Bier trinken gehen oder andere Dinge tun, die nicht unbedingt produktiv sind. Mit der Zeit jedoch, wird diese Person mehr Zeit für zivilgesellschaftliches Engagement haben. Sie wird mehr Zeit haben, sich um ihre Kinder, ihre Gesundheit oder ihre Ehe zu kümmern. Sie wird ausgeruhter und somit produktiver sein. Die Vorteile sind praktisch unendlich.“
Ein Weg zum Glück
Wenn uns ein langer Arbeitsweg unglücklich macht, dann sollte daraus folgen, dass eine kürzere Pendeldauer unser Glücksniveau verbessert. Eine Umfrage der Zeitschrift Time Out aus dem Jahr 2018 kam zu dem Ergebnis, dass ein Arbeitsweg, der kürzer ist als der Durchschnitt (15 bis 20 Minuten – verglichen mit dem städtischen Mittel von 39 Minuten), mehr zum Glück der Londoner beiträgt als Sex.(10)
Ein Glücksforscher hat sogar quantifiziert, wie viel glücklicher wir sein könnten, wenn wir unsere Pendelzeiten verkürzen würden. In „Thrive: Finding Happiness the Blue Zones Way“, schätzt National-Geographic-Mitarbeiter und Autor Dan Buettner die Zahl auf 40.000 US-Dollar.
Kann es Zufall sein, dass die zehn glücklichsten Länder der Welt (laut dem Weltglücksbericht der Vereinten Nationen) alle Pendelzeiten aufweisen, die unter dem weltweiten Durchschnitt von 41,6 Minuten liegen? Im glücklichsten Land, Norwegen, ist der einfache Arbeitsweg 33 Minuten lang, in Dänemark 29 Minuten und in Finnland und Schweden 21 Minuten.
Außerdem ist Glück gut für das Geschäft. Eine aktuelle Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der University of Warwick ergab, dass Mitarbeiterzufriedenheit zu einer Produktivitätssteigerung von 12 Prozent führt.(12) „Positive Emotionen scheinen die Menschen zu beleben“, so das Forscherteam in seinem Bericht. Glückliche Arbeitnehmer arbeiten zudem effektiver zusammen(13) und sind bessere Führungskräfte(14).
Der perfekte Arbeitsweg
Wie sieht nun der perfekte Arbeitsweg aus? Bereiten Sie sich auf eine dicke Überraschung vor! Es stellte sich heraus, dass der ideale Arbeitsweg gar nicht gar kein Arbeitsweg ist. Eine Studie mit mehr als 1000 Arbeitnehmern in San Francisco ergab, dass die ideale einfache Pendelzeit 16 Minuten beträgt.(15) Weniger als zwei Prozent der Befragten wollten, dass ihr Arbeitsweg kürzer als vier Minuten ist, während sich lediglich 1,2 Prozent überhaupt keine Pendelei wünschten.
Es scheint, als wüssten die Menschen eine Trennung zwischen Arbeitsplatz und Zuhause zu schätzen – sie nutzen die Fahrzeit, um sich vom Stress des Tages zu entspannen. Die wissenschaftliche Forschung unterstreicht das. Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass „aktives Pendeln“, wie z. B. Zufußgehen oder Fahrradfahren, die Lebensqualität verbessern kann – es kann für das Wohlbefinden sogar von ebenso großer Bedeutung sein wie die Ehe oder eine Gehaltserhöhung.(16)
Wie sollen nun Unternehmen darauf reagieren, dass der ideale Arbeitsweg pro Strecke 16 Minuten lang ist? „Die bis ins viktorianische Zeitalter zurückreichenden Tage, an denen Mitarbeiter ertraglose Zeit damit zubringen mussten, an einen zentralen Ort zu fahren und zu festen Arbeitszeiten zu arbeiten, sind längst vorbei“, so Richard Morris, CEO von Regus in Großbritannien. „Unternehmen jeder Größenordnung [sollten] flexible Arbeitsmöglichkeiten genauer unter die Lupe nehmen, die es den Arbeitnehmern ermöglichen, näher an ihrem Wohnort zu arbeiten und ihre Arbeitszeiten so zu variieren, dass diese besser zu ihren Lebensumständen passen.“
Wenn, wie dies der antike griechische Historiker Thukydides andeutet, „Freiheit der Schlüssel zum Glück“ ist, dann könnte die Möglichkeit, selbst zu wählen, wo man arbeiten und wie man dort hingelangen möchte, für erschöpfte Pendler auf der ganzen Welt den entscheidenden Unterschied machen.
Hannah Hudson ist Redakteurin des Regus-Magazins.
Wie haben wir die Pendelzeiten berechnet?
Die durchschnittlichen Pendelzeiten haben wir Erhebungen der OECD aus dem Jahr 2016 entnommen. Dann sind wir davon ausgegangen, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer an fünf Tagen der Woche zur Arbeit pendelt und der Arbeitstag acht Stunden lang ist. Zur Berücksichtigung der Jahresurlaubstage (an denen kein Arbeitsweg anfällt) haben wir auf den Holiday Deprivation Report von Expedia (November 2017) zurückgegriffen.
Quellen:
(1) https://www.statista.com/statistics/521886/travel-time-spent-work-study-countries/
(2) https://www.statista.com/statistics/521886/travel-time-spent-work-study-countries/
(3) https://viewfinder.expedia.com/news/millennials-vacation-deprived/
(4) https://www.statista.com/statistics/521886/travel-time-spent-work-study-countries/
(5) https://www.tuc.org.uk/news/average-worker-now-spends-27-working-days-year-commuting-finds-tuc
(6) https://www.washingtonpost.com/news/wonk/wp/2016/02/25/how-much-of-your-life-youre-wasting-on-your-commute/?utm_term=.340292b43b36
(7) http://www.bbc.co.uk/news/health-26190236
(8) http://www.ons.gov.uk/ons/rel/wellbeing/measuring-national-well-being/commuting-and-personal-well-being–2014/art-commuting-and-personal-well-being.html#tab-2–Key-Points
(9) https://www.washingtonpost.com/news/wonk/wp/2016/02/25/how-much-of-your-life-youre-wasting-on-your-commute/?utm_term=.67dbfbadad1b
(10) https://www.timeout.com/london/news/a-short-commute-makes-londoners-happier-than-sex-012918
(11) https://en.wikipedia.org/wiki/World_Happiness_Report
(12) https://warwick.ac.uk/newsandevents/pressreleases/new_study_shows/
(13) http://www.forbes.com/sites/martinzwilling/2014/12/02/how-to-squeeze-productivity-from-employee-happiness/
(14) http://www.inc.com/ariana-ayu/why-happiness-matters-in-gratitude-to-robin-williams.html
(15) https://link.springer.com/article/10.1023/A:1010366321778
(16) https://www.citylab.com/transportation/2014/09/want-to-be-happier-try-walking-even-part-of-the-way-to-work/380158/
(17) https://www.fleetnews.co.uk/news/fleet-industry-news/2016/09/27/commute-is-wasted-time-for-31-of-workforce